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Alto Turia Ride 2004
Der diesjährige
Alto Turia Ride fand dieses Jahr wieder Ende April in den felsigen Bergen nahe
Valencia statt. Eine kleine Gruppe von nur 35 Enduro-Piloten nahmen die 1200km
bei Wetterbedingungen in Angriff, wie sie seit Beginn dieser Events vor zwei
Jahren noch nicht vorgekommen waren.
Diese
Veranstaltung ist nach „Rally Raid“ Regeln
ausgelegt. Die Piloten müssen nach Roadbook und Trip – Computer bei
gelegentlicher Hilfe durch das GPS navigieren. Gestartet wird täglich von der
gleichen Basis in Aras de Los Olmos, die Teilnehmer schlafen jeden Abend im
selben Bett mit wahlweise Hotel-, Ferien-Blockhaus- oder Camping Komfort mit heißer
Dusche.
Die Route ist
nahezu 100% Off Road mit ganz wenigen Teer- Abschnitten. Die Geländebedingungen
variieren zwischen schnellen, breiten (Feuerwehr-) Wald-Strassen und knorrig,
felsigen Ziegenpfaden.
Staub,
normalerweise das größte Problem, konkurrierte dieses Jahr mit mächtigen
Schlamm – Passagen. Wenn es in Spanien regnet, bildet sich auf alten, hart
gebackenen Spuren und Auswaschungen eine neue, glitschige Oberschicht, die für
ein paar Kilometer Spaß bereiten kann, allerdings ist es nach 150 Kilometer
nicht mehr so lustig.
Der Engländer
Nick Morgan belegte den ersten Platz der Gesamtwertung mit seiner KTM EXC450,
wobei ihn seine jahrelange,
internationale Enduro-Erfahrung zu einer eleganten Glanzleistung befähigte, bei
unglaublich schnellen Ergebnissen (Nick war gewöhnlich etwa eine Minute vor
seinen Konkurrenten) in der täglichen, zwischen 13 und 25 km langen, Sonderprüfung.
Nick gewann den Event mit einem komfortablen Vorsprung von 5 Minuten.
Zweiter war
sein Landsmann John Wood der seine jahrelange Motocross-Erfahrung in seinen
ersten(!) Rallye – Raid einbrachte, auf seiner Husky
450E. Jan Myers (Newcastle, UK) war Dritter, ebenfalls auf einer KTM
EXC450.
Knapp hinter
den Führenden lieferte Kai Braun vom Bodensee in einem klug angelegten
Wettkampf mit seiner Suzuki DRZ400 auf dem 4. Platz den Beweis, dass japanische
Motorräder immer noch mit den österreichischen mithalten können.
Stuart Richardson (UK) pilotierte seine KTM 200 EGS auf den fünften, Rod
Carr (UK) schaffte Platz sechs, trotz einer „verhagelten“ Sonderprüfung am
Donnerstag.
Der deutsche
Wolfram Martin brachte den ersten Zweiventil-Boxer (BMW R100 FriWi) auf Platz 7
und stellte einmal mehr die erstaunlichen Möglichkeiten von Gewichts- und
Fahrwerks- optimierten Zweizylinder- Enduros unter Beweis. Ian Vessey (UK)
brachte seine KTM 450EXC auf den 8. und Herbert Kopp (GE) die KTM 400 EXC auf
den 9. Platz. Mark Smith (UK), eine Rally-Raid Novize, blieb oben auf seiner
Honda XR400 und hielt nach langsamen Anfangsetappen das Gas offen bis zum
Schluss. Das reichte für Platz 10.
Auch in der
Zweizylinder-Klasse gab es spannende Kämpfe:
Wolfram Martin
hielt Platz 1 in dieser Kategorie, vor dem Holländer Fritz Duursma als 2. und
seinem Landsmann Harri Jacobi auf dem 3. Platz. Beide brachten erstmalig einen
(durch BDM Motorcycles, NL) optimierten BMW Vierventil-Boxer, basierend auf der
R1150 GS ins Ziel.
Für diese
Zweizylinder sah das Roadbook angemessene Varianten vor, die auch von
QUADs und Seitenwagen-Gespannen (wie im Vorjahr) zu bewältigen gewesen wären.
Bei den Grand
Old Man (über 50) führte Nick Palmer (UK) knapp vor Bert Duursma, gefolgt von
Peter Kurth (GE) als Dritter.
Die
Damenwertung ging an die einzige Teilnehmerin Michele Corminbaeuf (CH) mit einem
verdienten 15. Platz in der Gesamtwertung.
Das großartige
an der „Alto“ ist, dass jeder mitmachen kann. Ob man Enduro-Gott ist (wie
der Gewinner) oder engagierter Motorrad-Wanderer, der Kurs ist fahrbar.
Der Unterschied
bei den Maschinen hätte nicht größer sein können zwischen Gerald Tyer’s
Husqvarna WR125 (komplett mit „White Rabbit“ - Zusatztank am Heck) bis zu
Guido Klein-Weiss’ schwarzer BMW R100GS Classic.
Der Event ist
eben nicht nur für 450er Knaller.
Ich kann diese
Veranstaltung nur empfehlen. Die Strecke ist prächtig und liegt gut innerhalb
der Möglichkeiten eines durchschnittlichen Enduro - Piloten.
Der Preis ist günstiger
als für die meisten geführten Enduro -Touren jeglicher Qualität. Der
medizinische Rettungsdienst ist professionell und die Organisation exzellent.
Eine Lichtschranke mit elektronischer Erfassung und Excel-Verarbeitung erlaubte
in weniger als zwei Stunden nach Beendigung, Tages- und Gesamt-Ergebnisse zu veröffentlichen.
Ferner bekommt
man einen Eindruck, wie es auf Wettbewerben zu geht, ohne den bedingungslosen
Zwang, Kontrollpunkte zu erreichen bzw. den Ausschluss von der Fortsetzung der
Fahrt bei Zeit-Überschreitung.
Die
Unterbringung in der Anlage „Aras Rural“ mit neuem Hotel, Ferien-Blockhäusern
oder Camping ist gut, ebenso das Essen, Rioja, Bier vom Fass und die (dieses
Jahr geheizten) Lokalitäten. Ein paar Worte Spanisch im Kopf können nicht
schaden.
Für
Wettbewerbs-Enduristen ist es eine großartige Gelegenheit, sich auf die Wettkämpfe
der kommenden Saison vorzubereiten. Schnell zu sein auf diesem Gelände bedeutet
Präzision und persönlichen Einsatz. Die Erfahrung und Fitness aus diesen
intensiven fünf Tagen bringt enorme Vorteile für die kommenden Wettbewerbe in
England.
Ich komme nächstes
Jahr wieder zur Alto Turia, hoffentlich mit ein paar mehr Fahrern aus England
und aus anderen Ländern.
Rod
Carr rcarrdsl@clara.co.uk
Rod Carr erreichte Rang 6 auf der AltoTuria 2004. Sein Bericht, ursprünglich verfasst für drei englische Motorsport-Clubs, wurde übersetzt und geringfügig ergänzt durch Franz Donaubauer, Starnberg (GE) franz.donaubauer@t-online.de