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Alto Turia Ride 2003

Vom 27. April bis zum 2. Mai dauerte sie, die zweite Ausgabe des AltoTuria Rides, der von Richard Schalbers Team wie im Vorjahr perfekt organisiert wurde.  

89 Teilnehmern und 22 Begleiter aus neun Nationen fanden sich im Off-Road Camp Aras Rural (Spanien) zum Start ein. Stärkste vertretene Nation war Deutschland mit 43 Piloten, gefolgt von 25 Briten, die alle schon reichlich Erfahrung aus Enduro- und internationalem Rallyesport mitbrachten. Die Damenklasse war mit fünf Teilnehmerinnen für eine fahrerisch so anspruchsvolle Veranstaltung ebenfalls gut besetzt.

Das Basis Camp stellte wieder die neu errichtete Off-Road Anlage Aras Rural. Hier gibt es alles, was sich der Off-Roader auf zwei oder vier Rädern wünscht, und allein durch das kennen lernen dieser Anlage hat sich die Anfahrt nach Spanien schon gelohnt. Die Unterkunft erfolgte im Zelt oder Wohnmobil. Wer mehr Komfort mochte, der konnte sich auch ein Hotelzimmer oder eines der rund ein Duzend mit allem Komfort eingerichteten Fünf-Bett-Blockhäuschen mieten. Die Tagesetappen hatten eine Länge von 180 und 350 km. Alle Etappen, einschließlich der 20 – 50 km langen Sonderprüfungen wurden nach Road-Book gefahren und mit einer Maximalzeit belegt. Lediglich der fünf km lange Prolog, der am Sonntag gefahren wurde, war mit Trassierbändern markiert und ermöglicht so einmal „Fahren auf Zeit“ ohne Orientierungs-stress.

Gerade mal fünf Kilometer, dachte sich da mancher der Fahrer, aber der Kurs hatte alle Tücken, die einem Ride-Teilnehmer Spaß oder auch Verdruss bieten Können, je nachdem ob er sein Gerät beherrscht oder nicht. Nach einer schnellen Startpassage folgte eine steile, steinige, von tiefen Auswaschungen durchzogene Abfahrt, die den einen oder anderen schon an die Grenzen seines Fahrkönnens führte. Doch wer diese Abfahrt geschafft hatte und erst einmal tief durchatmen wollte, stand kurz darauf vor einem mehrere hundert Meter langen und steilen Geröllaufstieg. Diesen schafften wenige souverän, einige spektakulär, etliche erst nach mehreren Anläufen und viele nur mit Schiebehilfe des begeisterten Publikums. So herrschte gleich zu Beginn Enduro-Atmosphäre vom Feinsten, und der angereiste Metzeler Reifen Service und KTM Service- Truck hatten bis spät in die Nacht zu tun um alle Maschinen wieder flott zu bekommen. Der Brite Brian Eland hatte mit seinen über 120kg (!!) Lebendgewicht die beste Traktion bei seiner KTM LC4 und führt nach dem Prolog vor dem Deutschen Michael Pantner auf einer Yamaha WR 400 F und dem Engländer Tara O’Callaghan mit seiner KTM 520 EXC.


Markus Eichberger auf seiner Eigenbau G/S
Am Montag kam dann die erste lange Etappe. Neun Stunden durch eine Landschaft, die an eine Miniaturausführung des Grand Canyon erinnert. Die Routen führten durch enge Schluchten, weite grüne Felder, über Trialpfade mit riesigen Felstreppen auf ein Plateau, um dann wieder über steile Geröllhalden ins nächste Tal zu gelangen. Schweißgebadet – und manche am Ende ihrer Kräfte - erreichten zwar fast alle das Etappenziel, aber nur wenige konnten die traumhaft schöne Landschaft genießen.  Für die meisten reichte der Blick nicht weiter als zum Vorderrad und zum nächsten Hindernis. In der Sonderprüfung machte O’Callaghan 34 sec. gut und das genügte, um in Führung zu gehen.
Was sich beim Prolog andeutete, wurde spätestens nach dem zweiten Tag zur Gewissheit: Der AltoTuria Ride hat gegenüber dem Vorjahr an Härte deutlich zugelegt. Dies lag nicht nur an den schwierigen Passagen oder an der 307 km langen Königsetappe. Auch die eng gesteckten Zeitfenster der Tagesetappen ließen kein großes Verfahren zu. So gab es täglich jede Menge Strafpunkte bei zu später Zielankunft.

Die insgesamt 1200 Offroad-Kilometer der folgenden Tage im „Hoch-Turia“-Bergland waren jedoch ein wahr gewordener enduristischer Traum durch eine grandiose Szenerie aus mal lieblich-wildromantischer, mal bizarr zerklüfteter Berglandschaft, durchschnitten von dem eng gewundenen, an Schluchten und Wasserfällen reichen Fluss Turia.

Das fahrtechnische Spektrum reichte dabei von Schotter-Autobahnen über Feld- und Waldwege zu grobschottrigen Pfaden und trialistisch angehauchten Fels-Kraxeleien, unzähligen Bach-Durchfahrten bis hin zu kaum erkennbaren Single-Trails. Das Roadbook war exakt ausgearbeitet und somit waren alle Voraussetzungen gegeben für eine Woche puren Enduro-Spaß. Leider ereignete sich am vorletzten Tag ein tragischer Unfall: Der Engländer Patrick James stürzte in einer Kurve und erlag noch an der Unfallstelle seinen Kopfverletzungen.

Mit entsprechend gedrückter Stimmung starteten die Teilnehmer zur letzten Etappe. In der Gesamtwertung und in der Klasse I (Einzylinder) baute O’Callaghan seinen Vorsprung kontinuierlich aus, während Karen Macquerrie mit ihrem Beifahrer Brian Chandler auf einer Wasp-Aprilia 600 die Klasse Gespanne / Quad dominierten und Swantje Dobringer bei den Damen – wie schon im letzten Jahr – deutlich führte. Bei den Senioren verlor Olaf Günter Urbach mit einer 520 EXC seine Siegchancen, weil er am ersten Tag die Sollzeit um 20 Minuten verpasste. So holte Hans Dobringer – Swantje’s Vater – den zweiten Pokal für die Familie. Bei der Klasse 2 (Zwei-Zylinder) lieferten sich Wolfram Martin auf einer FriWi-BMW und Markus Eichberger auf einer umgebauten Uralt G/S einen erbitterten Zweikampf, bis Eichberger, zuvor knapp in Führung liegend,  wegen eines Plattfußes in der vorletzten Sonderprüfung seinen Kontrahenten ziehen lassen musste. Bei den Teams holten sich die Engländer O’Callaghan, Eland und Hague, die auch in dieser Reihenfolge das Gesamtklassement anführten, unangefochten den Sieg.
Wolfram Martin auf seiner Witzel BMW

Das Etappenziel des letzten Fahrtages  wurde an einem malerisch gelegenen Kloster eingerichtet. Allen Teilnehmern bot sich ein herzlicher Empfang nach all den Strapazen. Der Veranstalter richtete ein üppiges Picknick aus mit Wurst, Käse, Oliven und auch Rotwein. Schon nach ein paar Glas Wein redete keiner mehr von der Härte der Strecke sondern alle schwärmten von der schönen Landschaft, der super Organisation, und davon, dass sie nächstes Jahr wieder kommen wollen.

Dass zu viel Wein auf einen vom stundenlangen Geländefahren ausgelaugten Körper jedoch auch eine verheerende Wirkung haben kann, erfuhr dann ein Teilnehmer, der aus verständlichen Gründen nicht namentlich genannt werden möchte. Als er gegen Abend mit dem Motorrad zum Camp fahren wollte, fiel er an der Ausfahrt mit seiner Maschine einfach um, weil er vergessen hatte, beim Stop die Füße von den Rasten zu nehmen. Vorsorglich verluden seine Begleiter das Motorrad samt Fahrer auf einen Lkw und brachten so beide unbeschadet ins Camp.

Die Siegerehrung wurde am Abend in der Festhalle von Aras de los Olmos ausgerichtet. Nach viel Paella und anderen leckeren Sachen aus der spanischen Küche  gab es natürlich auch jede Menge Pokale und so fand eine tolle Veranstaltung einen krönenden Abschluss, wie es wohl keinen zweiten in dieser Szene gibt.

Wolfram Martin